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update: 30-Okt-2002

Berlin

Vermittler auf dem Chefposten

Andreas Hirsch wird Auswahltrainer der Turner

- von Barbara Klimke -

  BERLIN:  Wochenlang hatte der Präsident des Deutschen Turner-Bundes, Rainer Brechtken, nach einem Mann gefahndet, der seinen Anforderungen entsprach: "Hochakzeptiert, erfolgreich und unbelastet" sollte der Experte sein. 


Andreas Hirsch (44)

Ausgeschrieben war der Posten des Cheftrainers im DTB, benötigt aber wurde ein Kandidat, der mehr kann, als gebückte Kovac-Salti am Reck zu lehren. Nachdem die Turner des Nationalteams erst den damaligen Cheftrainer Rainer Hanschke, später auch den Vizepräsidenten Eduard Friedrich zum Rücktritt bewegt hatten, wurde ein Mann gesucht, der eine Rebellion beenden kann. Der Friedensstifter scheint nun gefunden: Andreas Hirsch aus Berlin (44) wird zum Cheftrainer befördert.

Vertrautes Metier
Er habe nicht in dieses Amt gedrängt, sagte Hirsch: "Ich war mit meiner bisherigen Aufgabe sehr zufrieden." Seit 1996 ist er Bundestrainer, 

verantwortlich für den Nachwuchsbereich Geräteturnen männlich. Die Anforderungen des neuen Postens sind ihm vertraut: "Die Organisationsarbeit ist sicher ähnlich."
Gefordert aber wird er zunächst in einer neuen Rolle, als Schlichter zwischen Athleten, Verband und Trainern. Weil sich keiner seiner Kollegen aus dem Seniorenbereich bereit erklärt hatte, den vakanten Chefposten zu übernehmen, ließ Hirsch sich schließlich überreden: "Wenn es keiner macht", erklärte er, "dann muss ich es wohl tun."

So ist es vermutlich sein Verantwortungsgefühl, das ihm die Beförderung bescherte. "Turnen ist eine Randsportart, und wir sind in einer Situation, in der wir uns im internationalen Wettbewerb dringend weiterentwickeln müssen", sagte Hirsch. "Aber das ist kein Grund, sich gegenseitig den Garaus zu machen." Bereits am Wochenende trifft der Nationalkader zur Vorbereitung auf die Einzel-WM in Budapest zu einem Trainingslager in Kienbaum zusammen. Das sei der geeignete Termin, mit den Athleten über Ziele und Motivation zu reden.

Die vom DTB geplanten Zentralisierungsmaßnahmen, Anlass für den Aufstand der Turner, werden vom Verband weiter forciert. Inzwischen zeichnen sich aber Kompromisse ab. Die Athleten aus Cottbus wollen nach Stuttgart umziehen. Für jene, die in Berlin, Hannover und Chemnitz trainieren, wurde eine Lösung ausgearbeitet: Sie sollen in bestimmten Perioden in Berlin zusammenkommen. Hirsch wird als Cheftrainer dann zwischen den Stützpunkten pendeln.

Seine fachliche Kompetenz ist ohnehin unumstritten: In seiner Zeit als Nachwuchs-Bundestrainer hatte Waldemar Eichorn (Dillingen) bei der Junioren-EM 2000 das Barrenfinale gewonnen. In diesem Jahr konnte sich René Piephardt (Berlin) den dritten EM-Platz im Mehrkampf sichern, Fabian Hambüchen (Wetzlar) siegte am Barren, dazu belegten die Athleten zweimal Platz zwei. Um kontinuierliche Arbeit weiterhin zu sichern, hofft Andreas Hirsch, dass er Jens Milbradt, angestellt beim Berliner Olympiastützpunkt (OSP), als seinen Nachfolger im Nachwuchsbereich gewinnen kann: "Er ist mein Wunschkandidat." Die Verhandlungen zwischen DTB und OSP laufen.
Barbara Klimke

(Quelle: Berliner Zeitung vom 18.09.02; Hervorhebungen, und Bildunterschriften und Fotos: gymmedia

 ... GYMmedia Exklusiv-Interview: "Ich hab' mich um den Posten nicht gedrängelt!"   und
.. siehe dazu auch : Andreas Hirsch - Ein Leben für das Turnen 
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