update: 11-Aug-2002

Deutsche Studentenmeisterschaften / ADH-Cup

Neuerungen bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften 2002

Göttingen, 10-12. Mai 2002

(von Dr. Swantje Scharenberg)

 
Innovativ, das waren die Deutschen Hochschulmeisterschaften, die 2002 von der Universität Göttingen ausgerichtet wurden, zweifelsohne.
In diesem Jahr stand erstmals der Sprungtisch als Wettkampfgerät bereit, auch der Finalmodus bei den Frauen war eine Premiere: Hier startete neben den fünf Turnerinnen aus der Meisterschaft, die nach Regionalliga-Anforderung geturnt wurden, auch eine B-10-Turnerin, die sich über die beste Gerätnote im adh-Cup erst zum Teil wenige Minuten vorher qualifiziert hatte. Auch an den von Niedersächsischen Landeskampfrichtern

 (die Leitung hatten hier Frau Edith Pollok und Herr Jörg Niebuhr) besetzten Kampfrichtertischen sah es gemischter aus als üblich: bei den Herren wertete eine Dame mit, im Kampfgericht bei den Frauen saßen gleich drei Herren, die kritisch und neutral die Übungen bewerteten und Linda Müller (Universität Leipzig) mit über zwei Punkten Vorsprung zur Deutschen Hochschulmeisterin 2002 kürten. Linda ist im übrigen gemeinsam mit Christian Bader (Universität Mainz) als neue Aktivensprecherin berufen worden. Dieses Gespann löst den ehemaligen Göttinger Studenten Sven Dannehl ab, der sich lange Jahre stets engagiert für die Belange der GerätturnerInnen im adh eingesetzt hat.

Dass diese Deutschen Hochschulmeisterschaften zunehmend vom Fachverband wahrgenommen werden, zeigte sich an der Anwesenheit vom DTB-Vertreter Karl-Ludwig Weller, der aufmerksam besonders die Übungen des späteren Deutschen Hochschulmeisters Christian Sendner (WG München) verfolgte, jedoch auch erfreut das hohe Meldeergebnis von 180 Studierenden zur Kenntnis nahm. Als Hochschullehrer an der Universität Gießen weiß Weller über die Stellung, bzw. das Sterben des Gerätturnens sowie die mangelnde Investition in sichere Turngeräte auch an den Universitäten genauestens Bescheid.

Während die Siegerinnen in der DHM, die Mannschaft der Deutschen Sporthochschule Köln, stets an Wettkampfgeräten trainieren kann, hatten die Herren der TU Illmenau in der von der Firma Bänfer kostenfrei ausgerüsteten Wettkampfhalle vorab eine mitternächtliche Trainingseinheit eingelegt. Sie hatten den Sprungtisch vorher noch nie gesehen und auch keine Erfahrung mit der Tumbling-Bodenfläche. Besonders gut konnte Markus Jänisch (TU Illmenau) sein Können mit den Gerätebedingungen kombinieren, er kam im adh-Cup, der nach B10-Bedingungen geturnt wurde, auf Rang zwei und musste nur Thomas Lehmann (Uni Göttingen) um 0,3 Pkte den Vortritt lassen. Der Sieg von Thomas kam nach dessen spektakulären Sturz vom Königsgerät Reck doch überraschend. Erst schallte noch der Ruf „Sanitäter“ durch die Halle, in der Zwischenzeit hatte sich Thomas aber bereits für die Fortsetzung seiner B-10-Übung entschieden - offensichtlich ein routinierter Turner, der auch kämpfen kann.

In der Mannschaftswertung bei den Herren im adh-Cup siegte die WG Karlsruhe, die am Vortag ebenso das stärkste Team in der DHM bei den Männern gestellt hatte. Anja Dobrzynski (DSHS Köln) konnte den adh-Cup, ein von Neele Onnen, einer Göttinger Sportstudentin sehr kunstvoll gestaltetes goldenes Gliedermännchen, als beste Einzelturnerin in Empfang nehmen.

Bei den Finals präsentierten sich die neuen Hochschulmeister nochmals in exzellenter Form. 
So konnte sich Linda Müller den Sieg an Sprung, Barren und Boden sichern, Christian Sendner bewies an Sprung, Seitpferd, Boden und Ringen, dass er an diesem Tag hier nicht zu schlagen war. Siegerin am Balken wurde Silvie Schneider (DSHS Köln), die tags zuvor den dritten Platz im DHM-Mehrkampf erreicht hatte, der ebenfalls Drittplazierte im Mehrkampf, Mauno Schelb von der WG Karlsruhe, beeindruckte mit seinen Leistungen an Barren und Reck, für die er als Finalsieger jeweils die goldene adh-Nadel verliehen bekam.

Bilanz:
Diese Deutschen Hochschulmeisterschaften Gerätturnen 2002 waren nach langer Zeit wieder ein ausschließlich studentisch organisierter Wettkampf. Wiebke Linnemann, Sportstudentin an der Universität Göttingen, hatte die Ausrichtung der Veranstaltung, zu der TeilnehmerInnen aus 17 Hochschulen gemeldet hatten, zu verantworten. Sie war Leiterin eines am Institut für Sportwissenschaften als Lehrveranstaltung ausgeschriebenen Projektes, das sich ausschließlich mit der DHM Gerätturnen befasst hat. Da das Gerätturnen in der Ausbildung an der Uni Göttingen über Lehrbeauftragte abgesichert wird, hatte sie auch dort keinen – wie sonst üblich – hauptamtlichen Dozenten als Beistand. Dass diese Meisterschaft so reibungslos abgelaufen ist, ist ein Zeichen für großes Engagement, für verantwortungsbewußtes Miteinander unter den Studierenden,  das offensichtlich aus eigenem Abtrieb heraus erfolgte. Als Disziplinchefin kann ich mich nur den lobenden Worten von dem adh-Vertreter Olaf Tabor anschließen, der als „Göttinger Gewächs“ nicht ohne Stolz auf diese hervorragend organisierte Meisterschaft blicken konnte.

Dr. Swantje Scharenberg

  RESULTATE   

(Info: Christian Bader/Mainz)

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