66. DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN 1998 
30. DEUTSCHES TURNFEST, MÜNCHEN
KUNSTTURNEN, Männer
- GERÄTEFINALS -
(GERMAN Championships, Artistic Gymnastics, Men,
Finals / German National GYM Festival, Munich, 04-06-1998)

BODEN / FLOOR
1. PFEIFER, Sergej TK Hannover 9,075
2. FARAGO, Daniel SC Berlin 8,900
3. CHARKOW, Sergej TG Saar 8,600
4. WALTHER, Oliver SV Halle 8,525
5. KWIATKOWSKI, Sven KTV Chemnitz 8,450
6. SCHNEIDER, Bengt SC Cottbus 7,425

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Boden ist nach wie vor eines der schwächeren Geräte des deutschen Männerturnens. Der Abstand zur Weltspuitze ist hier am eklatantesten, verstärkt noch durch die Abwesenheit des besten deutschen Bodenturners, Jan-Peter Nikiferow (SC Berlin), der sich wenige Tage vor München einen Bizepsabriß zuzog.

MEISTER NICHT FEHLERFREI

Der neue Meister Sergej Pfeifer imponierte mit Break dance-Verbindung und Dreifach-Schraube zum Ende, allerdings mit "Stockfehlern" in der ersten und zweiten Akro-Reihe.
Farago zeigte die höchsten Sprünge. Alt-Olympiasieger Charkow war indisponiert nach Daumenverletzung im
Mehrkampf (Abbruch), doch traumhaft sein Doppelsalto gestreckt.

ELEGANTER ALS DER WELTMEISTER

Sven Kwiatkowski (KTV Chemnitz) -
Mehrkampf- und Pauschenpferdmeister

"Im ersten Teil der Übung sieht der Junge besser aus, als Waleri Belenki, unser Weltmeister", anerkannte Bundestrainer Rainer Hanschke (Cottbus) spontan nach dem Vortrag des neuen Mehrkampfmeisters Sven Kwiatkowski.

PAUSCHENPFERD / Pommelhorse

1. KWIATKOWSKI, Sven KTV Chemnitz 9,300
2. NONIN, Dmitri SC Berlin 8,750
3. SCHNEIDER, Bengt SC Cottbus 8,625
4. TOBA, Marius TK Hannover 8,550
5. PFEIFER, Sergej TK Hannover 8,425
6. BEUTH, Leif KTV Chemnitz 7,400

Weltmeister Belenki - wegen des Weltcup-Finals nicht am Start war - muß sich in den nächsten Tagen an der Uni-Klinik Ulm einer Operation (Knie) unterziehen. Allerdings erschien der Stuttgarter zur Sportgala des DTB und begeisterte vor ausverkaufter Halle mit seinen Healy-Vorführungen am Barren.
-hjz-

RINGE / Rings

1. TOBA, Marius TK Hannover 9,575
2. NONIN, Dmitri SC Berlin 9,525
3. CHARKOW, Sergej TG Saar 9,500
3. BILLERBECK, Uwe TV Nellingen 9,500
5. WALTHER, Oliver SV Halle 9,288
6. OELSCH, Karsten SC Cottbus 7,450


Nonin

Titel für einen Dortmunder

Bei der Mannschafts-WM 1994 in Dortmund wies die deutsche Riege das beste Ergebnis an den Ringen aus. Einer aus dem "Weltmeister-Team" von damals wurde in der Olympiahalle auch verdient Meister: Marius Toba

- hier bei der Sportgala in der Olympiahalle
Er bestach mit der Leichtigkeit seines Vortrages und er setzte seiner Übung den i-Punkt auf mit einem sicher in den Stand nach gestrecktem Tsukahara.


Der Mann der Zukunft Dmitri Nonin vom SC Berlin überzeugte, wie bei den Europameisterschaften, mit Eleganz. Er war eine Augenweide.
-hjz-

MIT EINEM "ROCHE" ZWEITER
Einst hat der Kubaner Roche den nach ihm benannten Sprung in den Weltturnsport eingebracht (OS 1980, Moskau). Handstütz-Überschlag-Salto vorwärts gehockt. Ihn zeigte auf der Münchener Turnbühne mutig Bernd Lill. Temposchneller Anlauf, rhythmischer Beifall des Publikums. Absprung - Flug - Stütz - doppelter Saltowirbel, Landung in tiefer Hocke. Silbermedaille.

1. CHARKOW, Sergej TG Saar     9,037
2. LILL, Bernd TSV Monheim     8,875
3. BEUTH, Leif KTV Chemnitz     8,750
4. FARAGO, Daniel SC Berlin     8,693
5. DIETZ, Andreas KTV Chemnitz     8,512
6. SCHNEIDER, Bengt SC Cottbus     8,350

SPRUNG / Vault
Zwei schwierige und perfekt gelandete Sprünge brachten Sergej Charkow Gold. Lohn für die Schmerzen im genähten Daumen (Verletzung beim Mehrkampf-Reckübung/Abbruch).

BARREN / Bars


Sergej Pfeifer (TK Hannover)

  EIN HÖHEPUNKT DES ABENDS....

Sergej Pfeifer
: Barren über, unter und zwischen beiden Holmen, und das in technisch ansprechender Form. Virtuoser Beginn mit Spreizflanken - perfekter Doppelsalto gebückt als Abgang...

Alt-Meister Eberhard Gienger: "Das war wohl in München der Durchbruch für Sergej!
Ich wußte immer, daß er dazu in der Lage ist, sich ganz nach vorne zu turnen. Trotzdem muß er bis Olympia 2000 noch einiges zulegen."

1. PFEIFER, Sergej TK Hannover 9,488
2. CHARKOW, Sergej TG Saar 9,250
3. BILLERBECK, Uwe TV Nellingen 9,013
4. OELSCH, Karsten SC Cottbus 8,850
5. TOBA, Toba TK Hannover 8,725
6. FARAGO, Daniel SC Berlin 7,900

RECK / High bars



Dmitri Nonin
- der EM-Dritte von St.Petersburg - turnte den Kovac-Salto dynamisch in den Schwung. . Das Zehntel Unterschied zwischen Gold und Silber lag im Ausgangswert begründet, obwohl Charkow 5 Flugelemente zelebrierte, "nur " Silber für ihn, was das Publikum ziemlich unwillig zur Kenntnis nahm.

"KOVACS-FAMILY" IN MÜNCHEN
Vor 19 Jahren vom Ungarn Peter Kovacs erfunden ist dieser Salto rückwärts über die Stange mit Wiedererfassen eines der spektakulärsten Flugelemente geblieben und wurde auch zu diesen Deutschen Meisterschaften von vielen Turnern riskiert. Leif Beuth und Sergej Pfeifer verfehlten dabei leider die Stange, Karsten Oelsch beinahe.

1. NONIN, Dmitri SC Berlin 9,575
2. CHARKOW, Sergej TG Saar 9,475
3. FARAGO, Daniel SC Berlin 9,400
4. OELSCH, Karsten SC Cottbus 8,775
5. PFEIFER, Sergej TK Hannover 7,925
6. BEUTH, Leif KTV Chemnitz 7,875

MÜNCHEN-KOMMENTAR:

SUPER-SUPER-FINALE....?
Zunächst war es ein interessanter Versuch und eine Weltpremiere: Erstmals fanden die olympischen Disziplinen in e i n e m Finale bei einer Deutschen Meisterschaft statt. Interessanter und abwechslungsreicher kann man diese Ästhetik-Disziplinen kaum anbieten: Super Idee!
Super auch die Grand Prix-Innovation, per "Fahrstuhl des Erfolges" (JUNGHEINRICH-Gabelstapler).
Die nun wurde auf die Deutschen Meisterschaften übertragen, allerdings ziemlich rigoros und konsequent auf das g a n z e Finale. Was als der pfiffige Gag des Grand Prix-Winnersfinals große emotionale Wirkung hat, scheint nach Befragung auch vieler Zuschauer in der Olympiahalle nach "hinten" losgegangen zu sein.
Den ganzen Wettkampf über erfuhren sie weder Punkte noch Vorwerte oder Ränge, sondern erst nach dem Durchgang aller Finalisten transportierten 3 Gabelstapler die "Show" aus der Ungewissheit heraus: Wer am höchsten fuhr, hat gewonnen. Über die Plätze 4-6 hüllte man sich anfangs auch in Schweigen. Es war wie bei einem Fußballspiel, bei dem man zuvor die Tore abgebaut hatte, und im Nachhinein j e n e s Team zum Sieger erklärte, daß in Richtung der ehemaligen Tore geschossen hatte....!
Einmal S U P E R zuviel...?
Jubel allerdings für die gezeigten Leistungen in der abends nahezu ausverkauften Olympiahalle gabs allemal, denn nicht d i e werden in Abrede gestellt.
Es war nämlich ein Riesen-Abend des deutschen Elitesports,
Ob da die Punkte gestört hätten...? Das Problem der ansonsten kaum noch nachvollziehbaren Reglements wird nämlich durchs Weglassen nicht gelöst!

-ehe-