08. Juni 2011
Arnsberg, Deutschland
Rhönradturnen
WM-Fazit: Vom deutschen Rhönrad zur globalen Disziplin Wheel Gymnastics
Vom 1. bis 4. Juni 2011 fanden im sauerländischen Arnsberg die
9. Weltmeisterschaften im Rhönradturnen statt.
"Wheel Gymnastics" heißt das inzwischen international, manche sagen auch "
German Wheel", was auf die deutschen Wurzeln dieser 'kleinen' Turndisziplin hinweist, die jedoch in einer rasanten, schnellen Art und Weise dabei ist, nicht nur die zirzensiche Welt der Chapiteaus, Varietés und großen Shows, sondern sich gerade durch ihren sportlichen und artistischen Anspruch auch ein globales Publikum zu erobern und auch eine einzigartige weil unverwechselbare Ergänzung der an sich schon vielseitigen Turn- und Gymnastikdisziplinen ist ....
Eine WM-Nachbetrachtung von Franz Obry ( Deutscher Rhönradförderverein)
Sportliches Fazit der Rhönrad-Weltmeisterschaft 2011
- von Franz Obry, Rhönradförderverein
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Die Rhönradwelt ist weiterhin in Bewegung und erfüllt immer mehr auch den qualitativen Anspruch an eine Weltmeisterschaft!
So könnte das Fazit einer Analyse der 9. Weltmeisterschaft 2011 m Rhönradturnen lauten, wenn man den sportlichen Aspekt dieser Veranstaltung beleuchtet.
Der Internationale Rhönradverband ( IRV) hat es in den letzten Jahren verstanden, sehr sensibel an den „Stellschrauben“ der Wettkampfordnung und der Wertungsbestimmungen zu drehen, um die übrigen Nationen an das Leistungsniveau der deutschen Rhönradturner heranzuführen, die aufgrund ihrer deutlich größeren Erfahrung und des vielfältigeren nationalen Wettkampfprogramms immer noch eine Vormachtstellung einnehmen.
Doch „die Anderen“ holen von Weltmeisterschaft zu Weltmeisterschaft deutlich auf – und überholen mittlerweile auch schon mal, wie letzten Samstag in Arnsberg bei den Einzelfinals, wo die Holländerin Kirstin Heerdink im Sprung und ihr Teamkollege Boy Looijen im Geradeturnen den deutschen Athleten die Titel abjagten und damit in den „Olymp“ der Rhönradturner aufstiegen.
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Das deutsche WM-Team Zwanzig-Elf' mit den Mehrkampf-Weltmeistern Robert Maaser (li.) und Laura Stullich (3. v. re.) steht noch unangefochten an der Weltspitze ...
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Deutsche Dominanz noch immer erdrückend
Eine sportliche Analyse bringt aber auch die Erkenntnis, dass im Mehrkampf am wenigsten an der deutschen Überlegenheit zu rütteln ist - schließlich blieben auch 15 der 17 möglichen Goldmedaillen in deutschen Landen. Da sind die Spitzenathleten des Deutschen Turner-Bundes zu ausgeglichen, über alle drei Disziplinen Geradeturnen, Spiraleturnen und Sprung auf allerhöchstem Niveau.
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Luisina Rosas aus Argentinien war die erste WM-Teilnehmerin der Geschichte aus Südamerika ...
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Der größte Abstand besteht wohl immer noch im Spiraleturnen, der technisch anspruchsvollsten und trainingsintensivsten Disziplin. Deshalb rücken die Einzelfinals immer mehr in den Focus, wo die Weltspitze hauptsächlich im Geradeturnen und im Sprung so nah zusammengerückt ist, dass man sich keinen Patzer mehr erlauben darf, wenn man nach den Medaillen schielt.
Bei der derzeitigen Qualität der Finalveranstaltung ist sogar noch Luft nach oben und man würde sich wünschen, dass der IRV auch hier noch einmal an den „Stellschrauben“ dreht, denn bisher verhindern Bestimmungen in der Wettkampfordnung, dass sich mehr als zwei Teilnehmer einer Nation für die Einzelfinals qualifizieren. Das hatte zu Beginn der Verbandsentwicklung Mitte der neunziger Jahre mit Sicherheit seine Berechtigung, um die gravierende Dominanz der Deutschen zu bremsen und die Finalveranstaltung nicht zu einer komplett deutschen Veranstaltung zu machen. Mittlerweile würde man sich hier eine Lockerung wünschen, damit die Zuschauer auch wirklich die Besten in den Einzeldisziplinen zu sehen bekämen.
Zur aktuellen WM in Arnsberg waren durch diese bestehende Beschränkung Teilnehmer in den Einzelfinals mit Achter-Wertungen, Zehner- und Elfer-Wertungen mussten leider zuschauen, weil schon zwei Teamkollegen sich qualifiziert hatten. Das ist einem zunehmend fachkundiger werdenden Publikum nicht mehr zu vermitteln, warum sie tolle Übungen aus dem Mehrkampf nicht mehr im Finale bewundern dürfen. Da geht zu viel Qualität verloren.
Dringend wäre in dem Zusammenhang auch darüber nachzudenken, dass bedingt durch die Einführung der nach oben offenen Wertung auch am unteren Ende nachgebessert werden müsste und zwar durch die Anhebung der Qualifikationspunktzahl, die zum Erreichen des Finales berechtigt.
Insgesamt nimmt die internationale Entwicklung aber einen rasanten Verlauf und ist noch nicht am Ende angelangt. Da steht uns noch einiges bevor.
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Wolfgang Bientzle (im Hinterngrund) mit seinem USA-Team in Arnsberg wird der Organisator der 10. Jubiläums-WM 2013 in Chikago sein ...
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Jubiläums-WM 2013 in den USA
In zwei Jahren in Chicago, wenn der IRV mit seiner 10. Weltmeisterschaft ein kleines Jubiläum feiert und zum ersten Mal außerhalb Europas seine Weltmeister kürt, will kein geringerer als der weltweit bekannte Rhönrad-Guru Wolfgang Bientzle persönlich dort als Organisator neue Maßstäbe setzen. Ein hoher Anspruch gewiss, aber wer den vielfachen deutschen Ex-Weltmeister, der derzeit in den USA die Sportartentwicklung massiv betreibt, kennt, weiß, dass dies keine leeren Sprüche sind.
Also, auf nach Chicago!
* Franz OBRY / Rhönradförderverein