06. August 2012  
Olympiastadt LONDON  
Rhythmische Gymnastik

VORSCHAU: Olympia-Wettbwerbe der RHYTHMISCHEN GYMNASTIK

Die Rhythmische Gymnastik (die man in Deutschland 'Rhythmische Sportgymnastik' nennt), reicht in ihren Anfängen bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurück.
Erste Wettkämpfe als sportliche Disziplin fanden aber bereits 1941 in der Sowjetunion, in Leningrad (heute St. Petersburg) statt.
Seit 1963 werden Weltmeisterschaften durchgeführt und seit 1980 gibt es Europameisterschaften.
Die ersten nationalen Titel wurden in Deutschland 1967 vergeben.

Die Einzelgymnastik ist seit 1984 olympisch. Bei der durch den Boykott zahlreicher Länder stark entwerteten Entscheidung in Los Angeles setzte sich Lori Fung aus Kanada durch.
Erster Gruppen-Olympiasieger war 1996 in Atlanta das Team aus Spanien.

In der Einzelkonkurrenz heisst die klare Favoritin auf Gold Jewgenija Kanajewa aus Russland, sie könnte in London sogar Geschichte schreiben, denn sie könnte die erste Gymnastin sein, die zwei olympische Goldmedaillen gewinnt.
Die 22-jährige Russin aus Omsk in Sibirien dominiert die Gymnastikszene seit 2008 wie noch keine Andere vor ihr, sie gewann nach Gold in Peking auch alle Mehrkämpfe bei Welt- und Europameisterschaften, zuletzt wurde sie Ende Mai Europameisterin.
Die grösste Konkurrenz kommt mit ihrer Teamkollegin Darija Dimitrijewa aus dem eigenen Lager. Die russische Cheftrainerin Irina Viner entschied sich in allerletzter Minute für Dimitrijewa als zweite russische Gymnastin - vorher aber musste sie noch die interne Ausscheidung gegen Alexandra Merkulowa, die 17-jährige Newcomerin im russischen Team, die auch zuerst auf der offiziellen Startliste der FIG gelistet war, bestreiten.

Sehr spannend wird der Kampf um die Bronzemedaille, denn fast alle der möglichen Finalteilnemerinnen, wenn sie den gut durch die Qualifikation kommen, haben Chancen auf einen Podestplatz. Alija Garajewa aus Aserbaidschan, Ljiubow Tscharkaschina und Melitina Staniuta (beide BLR), Silvia Mitewa aus Bulgarien, Neta Rivkin (ISR) und Alina Maksimenko oder Anna Rizatdinova (beide UKR) – alle können sie um Bronze mithalten.

Das diesjährige Einzelfinale könnte das erste olympische Finale ohne Beteiligung einer westeuropäischen Gymnastin werden. Bisher war Almudena Cid aus Spanien vertreten, die viermal ein olympisches Finale erreichte und dabei zweimal Achte wurde und nach Peking 2008 ihre sagenhafte Karriere beendete. 
 

Carolina Rodriguez (ESP)

Bei den Gruppen sind die sechs Gymnastinnen aus Russland die grossen Favoritinnen auf Gold. Wenn sie beide Übungen fehlerfrei turnen, kann keine andere Gruppe bei den Schwierigkeiten und der Ausführung mithalten. Allerdings hatte Russland in den letzten Jahren grosse Probleme mit ihren Gruppen, bei den letzten drei Weltmeisterschaften verturnten sie jeweils eine Übung komplett und mussten Gold den Italienerinnen überlassen. Sie wechselten Trainer und Gymnastinnen, aber auch in diesem Jahr zeigten sie noch keinen durchgehend fehlerfreien Wettkampf.
Italien, die amtierenden Weltmeisterinnen, sollten Kandidatinnen für einen der Podiumsplätze sein, jedoch scheinen sie in diesem Jahr auch einige Probleme zu haben. Zuletzt wurden sie beim Weltcup in Minsk vor einem Monat sogar von Spanien von Podium verdrängt. So wird es wohl von der Tagesform abhängen, ob es die zweite ersehnte Medaille nach 2004 wird.
Die stärkste Komkurrenz kommt sicherlich aus Weissrussland. Die Gruppe wurde mit zwei Einzelgymnastinnen neu besetzt und zeigt sichere, aber auch innovative Übungen – und dies schon durchgehend über die ganze Saison hinweg, was sie zu den absoluten Goldfavoritinnen macht, falls Russland nicht fehlerfrei turnt.
Genauso wie in der Einzelkonkurrenz liebäugeln mehrere Gruppen mit der Bronzemedaille, Spanien, Bulgarien und Israel stehen in Lauerstellung, falls die Favoritinnen Fehler machen – aber ersteinmal gilt für alle dasselbe: die Qualifikation gut überstehen.