Galina Krilenko |
Die nach Bekanntwerden eines Vorfalls zwischen einer Trainerin und einer Gymnastin der Nationalmannschaft bei den WM 2011 von ihrer Tätigkeit am Nationalmannschaftszentrum Fellbach-Schmiden freigestellte Trainerin Galina KRILENKO, "wird nicht mehr an den Stützpunkt zurückkehren", heißt es in einer heutigen Pressemitteilung des Schwäbischen Turnerbundes, die sich auf die seit 21. Oktober erfolgte "Freistellung" von der Betreuung von Gymnastinnen am Bundesstützpunkt bezieht (* - siehe > GYMmedia-Meldung vom 22.10. 2014).
Was vordergründig wie eine freundliche Beurlaubung oder wie eine individuelle, freie Berufswahl aussieht, hat leider einen ernsten Hintergrund:
♦♦ Zur Sachlage:
Zwar hat der Schwäbische Turnerbund inzwischen durch personelle Entscheidungen und den Einsatz eines speziellen Standortmanagers dort mit dem "Aufbau einer neuen Vertrauenskultur" begonnen, sind Feierlichkeiten zum runden Juniläum des Gymnastik-Stützpunktes Schmiden abgesagt, aber konsequente ("NULL-TOLERANZ") Haltung solchen untragbaren Verfehlungen gegenüber sehen anders aus, als nur "Freistellung vom Job" oder "zum Schutze der betroffenen Personen erfolgte Rücktritte", wie im Falle der Bundestrainerin Karina Pfennig letzten Sommer (* - siehe > GYMmedia-Meldung, 08. Juli 2014)
Da hat der Hauptausschuss des Deutschen Turner-Bundes doch soeben einen "Ethik-Code" verabschiedet!
Man schaue sich den mal genauer an: Abgesehen von einigen lapidaren Um-Schreibungen auf "D T B" ist es die nahezu identische Version des vom DOSB Ende Dezember 2013 vorgeschlagenen und sicher als Vorlage für die deutschen Sportverbände gedachten Codes, aus diesem Muster-Entwurf eine auf die eigene Struktur ausgerichtete Version weiter zu entwickeln - oder ist das falsch verstanden?!
Ist es im Sinne des DOSB, dass z. B. dem Deutsche Tischtennis-Bund oder dem Deutsche Ski-Verband mit nur gut einem Zehntel an Mitgliedszahlen oder anderen wesentlich kleineren Verbänden, die identischen "Ethik-Normen" für ihre Spezifika ebenso genügen, wie dem 5-Millionen-Verband Deutscher Turner-Bund?
Um hier nichts falsch zu verstehen: Dieser "Ethik-Code" ist klar und deutlich strukturiert, und formuliert. Er ist also nicht falsch und ist auch ein großer Fortschritt, aber:
Man lese also erst diesen "Ethik-Code des DTB" - und man finde ihn auch gut !
Beschlossen vom DTB-Hauptausschuss (22.11.) steht dort z. B. unter Punkt 3:
3. Null - Toleranz - Haltung
Regeltreue und Fairplay sind wesentliche Elemente in Turnen und Sport. Geltende Gesetze sowie sonstige interne und externe Richtlinien und Regeln sind einzuhalten. Gegenüber Rechts - und Pflichtverstößen, insbesondere Doping und Wettkampf manipulationen, hat der Deutsche Turner-Bund eine Null-Toleranz-Haltung.
... nun vergleiche man dazu die "softige" Lesart der STB-Pressemitteilung, die im Original s o lautet:
Trainerin Galina Krilenko kehrt nicht an den Bundesstützpunkt Fellbach-Schmiden zurück
Seit dem 21. Oktober war Galina Krilenko, die am Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden mit der Betreuung der Einzelgymnastinnen beauftragt war, freigestellt. Nun ist klar, dass sich die Wege von Trainerin Krilenko und dem Anstellungsträger TSV Schmiden trennen werden. "Galina Krilenko wird nicht mehr an den Stützpunkt zurückkehren", erklärt Standortmanager Michael Breuning. Die Freistellung der 62-jährigen Trainerin erfolgte aufgrund eines möglichen Vorfalls aus dem Jahr 2011. Damals soll es zu einer Handgreiflichkeit von Krilenko gegenüber einer Gymnastin gekommen sein.
* Quelle: STB-Pressemitteilung (27.11. 2014)
" ... Aha...", - denkt da der interessierte Leser, "... da kehrt sie also nicht zurück, die Frau Krilenko; hat wohl eben Mal einen anderen Job gefunden oder ...? Aber "NULL-TOLERANZ-Haltung eines Verbandes ist das wohl noch nicht! Die muss künftig anders aussehen!
♦♦ Auch der "Fall Katja Lushik" ist noch immer nicht geklärt und abgeschlossen, ... und der sportlicher Traum dieses Mädchens von Olympia...?
Katerina Luschik (li), neben Tabea-Teamkameradin Laure Marx, z. Zt. bei einem internationalen Wettkampfeinsatz in Spanien ... |
Dazu die Aussage des DTB-Präsidenten Rainer Brechtken, der in einem Interview der Stuttgarter Zeitung (29.10.) sagte: " ... Bei uns kann sich jedes Mädchen darauf verlassen, dass es keinerlei sportliche Nachteile haben wird. Das gilt übrigens auch für Katerina Lushik: Wenn sie sich in Halle so gut vorbereitet, dass sie bei den deutschen Meisterschaften und einer Qualifikation alle hinter sich lässt, wird sie nominiert werden".
Und tatsächlich hat auch Katja Lushik, die zu Hause eine starke Leistungsentwicklung im letzten halben Jahr aufweist, hat ihr Heimatverein in Halle auch für sie eine Einladung zu einem Castingtermin nach Schmiden zur Formierung der Olympiagruppe Rio bekommen - verantwortliche Trainerin: ... eben die in die Sachlage verwickelte und mitbeschuldigte Trainerin wird darin als die weiter verantwortlich Handelnde genannt ...??
... ist dass nur ein strategisch ungeschickter Lapsus oder ein weiterer Affront gegen die wahrhaft Betroffenen?! NULL TOLERANZ-Haltung ist auch das (noch) nicht!!
In jedem Falle gut ist deshalb die verkündete Absicht des DTB, diesen o. g. Ethik-Codex als Grundlage für weitere Handlungsanleitungen u .a. zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie Interessenkonflikten und Anti-Korruption zu verstehen, die jetzt von einer Arbeitsgruppe des DTB ergänzend erarbeitet werden sollen.
* Eckhard Herholz, GYMmedia