02. April 2020  
Leipzig, GER  
Gerätturnen

Götz-Michael Glitscher zum 80. Geburtstag

In "corona-bedingter Stille" begeht heute einer der herausragendsten deutschen Trainer des weiblichen Kunstturnens in Leipzig seinen 80. Geburtstag: Götz-Michael GLITSCHER war eine der profilbildenden Persönlichkeiten nicht nur der halleschen Turnschule, sondern auch international! Generationen von Turntalenten wurden von ihm geprägt, die auf höchsten nationalen und internationalen Niveaustufen Furore machten. Insbesondere in den 70'er Jahren, nachdem Richarda Schmeißer in München olympisches Mannschaftssilber mitgewann, turnten sich dann vier Jahre später in Montreal zwei weitere Glitscher-Schützlinge ins bronzene Olympiateam von Montreal ...:

Eine imposante Schar "hallescher" Nationalmannschaftsturnerinnen 1975:
* v.li.: Trainer Götz Glitscher, Pianist Herr Breuer, Petra Oertel, S.Klein, Richarda Schmeißer, --> Bärbel Koss (Dockhorn), Trainerin Erika Dechant (rechts) und ein 'kleiner Rest der Welt'.

Gitta Escher, Carola Dombeck (beide Halle), Steffi Kräker (Leipzig) - 1976 in Montreal

Götz Glitscher und eines der Toptalente der siebziger Jahre, Solveig Winckelmann, deren Flickflack-Stakkato am Ende der Turnfestübung 1977 im Leipziger Zentralstadion (10:41 min) vielen noch heute in Erinnerung ist!

<< * Gitta WAGENKNECHT-ESCHER: "Es ist schon fast ein halbes Jahrhundert her, dass ich Goetz-Michael Glitscher kennengelernt habe. Er hat mich in meinem Heimatort Nordhausen als Turnerin entdeckt, was schließlich dazu führte, dass ich mit 10 Jahren zur Kinder- und Jugendsportschule nach Halle kam. Dort war er von Beginn an auch mein verantwortlicher Trainer. Was folgte, waren zehn sehr intensive und wechselvolle Jahre Leistungssport als Turnerin. In dieser Zeit ist eine ganz enge Beziehung gewachsen, denn wir verbrachten ja viel mehr Zeit mit den Trainerinnen und Trainern, als mit unseren Familien. Sein Verdienst und Anteil an meiner Persönlichkeitsentwicklung und den sportlichen Erfolgen bis hin zum Gewinn der olympischen Bronzemedaille in Montreal 1976 ist sehr bedeutend! Die gewonnenen Erfahrungen und die Erlebnisse aus dieser Zeit beeinflussen bis heute mein Leben. Ich konnte ihn viele Jahre als meinen Trainer, anschließend dann als Trainerkollegen und auch später als Cheftrainer erleben: Als Trainer war er ein hervorragender Motivator und Mobilisator, streng, konsequent, lösungs- und zielorientiert, als Kollege u. a. ein guter Planer und Organisator, dabei teamfähig und weitsichtig und als Cheftrainer mit den nötigen Führungskompetenzen ausgestattet, dabei direkt und effizient. Aber das Wichtigste, was ich bis heute an ihm schätze: Als Mensch war und ist er immer offen und ehrlich, respektvoll, ein guter Zuhörer und mitfühlend und, er lässt sich nicht verbiegen. Er und seine Frau sind für mich ganz besondere und liebe Menschen in meinem Leben. Heute sehen wir uns persönlich leider nicht mehr so häufig, aber der Kontakt ist nach wir vor immer noch lebendig. Ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen am 2. April in Halle..."

Ex-Turnerinnen 2005 zu Besuch in den USA bei ihrem Trainer Götz Glitscher:
* v.li.: Gitta Wagenknecht-Escher, Richarda Schmeißer, Margret Gerlach-Schüler

Margret GERLACH-SCHÜLER: "Meine Laufbahn als Turnerinbegann ich 1969 erst bei Sigrid Glitscher (ehemals Schieke) und bei Herrn Bräutigam. Später, mit dem Wechsel in die Meisterklasse, wurde Goetz Glitscher mein Trainer. (Das ist schon kurios. Sigrid war meine erste Trainerin und er, Goetz, mein letzter Trainer.)
... vor Götz hatte ich ziemlichen Respekt: Immerhin trainierte er damals mit Richarda Schmeißer, eine unsere damaligen Spitzenturnerinnen!
Götz war mehr als  'n u r ' unser Trainer: Er verlangte vollen Einsatz und vollste Konzentration im Training! Er hat uns beigebracht, mit Problemen umzugehen bzw. diese zu lösen. Nicht nur das Training war ihm sehr wichtig, nein auch außerhalb dieser harten, aber sehr schönen Zeit, hat er uns begleitet. So hatten wir eine tolle Kindheit und Jugend, wunderbare Erfolge, aber auch Enttäuschungen – Verletzungen usw..
Zu unserem Trainer konnten mit allen Dingen kommen, über alles sprechen. Er hatte immer einen klugen Tipp parat. Vor allem, er war immer positiv eingestellt, zu jeder Sache, egal was es war. So ist es bis heute!  Er begleitete Gitta Escher und mich nach Cuba 1975. Ich belegte zwei mal den ersten Platz. Das war ein bleibendes sehr schönes Erlebnis ...!
Nach der Wende blieb der Kontakt bestehen, mal mehr, mal weniger. Als beide in die USA als Trainer bzw. später als Lehrer gingen, hatten sie uns eingeladen. Gitta, Richarda und ich entschlossen uns, sie 2006 zu besuchen. Der Empfang war grandios. Der Abschied fiel uns allen sehr sehr schwer .... Tränen liefen ...!
Auch während meiner schweren Erkrankung blieben wir in Kontakt – telefonisch oder haben uns über das Internet verständigt (gescyped).
Er war für mich mehr als nur ein Trainer. Heute sage ich: Ich zehre von dieser phantastischen Zeit, in der er ein Trainer, Lehrer, Freund, und vielleicht auch wie ein Vater für uns war. Ich habe sehr viel von ihm für mein eigenes Leben gelernt."