14. September 2012  
Berlin  
Gerätturnen

Berliner Sportschüler ehren jüdische Turn-Olympiasieger Alfred & Felix Flatow

Am heutigen Freitag begeht die Flatow-Oberschule - eine Eliteschule des Sports in Berlin-Köpenik - den 20. Jahrestag ihrer Namensgebung.
Benannt nach dem 3-fachen Turn-Olympiasieger Alfred Flatow (1896), sowie seinem Cousin Felix Flatow, der den siegreichen deutschen Riegen an Barren und Reck (1896) angehörte, die in den 40-er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Juden vom Nazi-Regime nach Theresienstadt deportiert wurden und dort umkamen, pflegen die heutigen Schülergenerationen das Andenken an die Flatows auf äußerst aktive Weise.
So laufen an der Schule auch diesbezügliche Ausbildungsprojekte.
Gestern gestalteten die Sportschüler z. B. kleine Programme bei der Verlegung von "Stolpersteinen" vor den letzten Wohnstätten der Berliner Olympioniken.

<<  So fand in Berlin-Charlottenburg die einzige noch lebende Nachfahrin der Flatow-Familie, die Niederländerin Stephanie Flatow, vor der letzten Berliner Wohnadresse in der Schlüterstraße 49 ihres Großvaters Felix FLATOW und seiner von den Nazis ermordeter Familienangehörigen, wo bereits 2011 eine Gedenktafel enthüllt wurde, nachdenkliche Worte der Erinnerung und Mahnung ...
 

Stolpersteine für die Flatows in Berlin
Stephanie Flatow (NED; mit Blumen) sowie Sportschüler der Flatow-Eliteschule des Sports während würdigender Worte des Berliner Olympia-Chronisten Volker Kluge

Blumen auf den Stolpersteinen, und eine tiefbewegte Stephanie Flatow

Volker Kluge, tröstet die tiefbewegte Stephanie Flatow ...

Es war Mitte der 80'er Jahre der Berliner Journalist und Olympia-Chronist Volker Kluge der im Zuge von Recherchen über die Flatows das Grab von Gustav Felix Flatow in der KZ-Gedenkstätte von Theresienstadt (Terezin in Tschechien) entdeckte. Er teilte diese Entdeckung dessen Sohn Stefan Flatow mit, der all die Jahre in Rotterdam gelebt und vom Grab seines Vaters nichts gewusst hatte. Stefan Flatow, der Deutschland eigentlich nie wieder betreten wollte – außer seinem Vater sind auch mehrere Geschwister ermordet worden – nahm daraufhin eine Einladung zur Auszeichnungsfeier der „DDR-Sportler des Jahres“ 1986 an.
Bei dieser Ehrung in Berlin, organisiert von der damaligen Jugendzeitung „Junge Welt“, überreichte Turn-Olympiasieger Roland Brückner dem 70-jährigen Stefan Flatow die Stiftungsurkunde für einen Flatow-Pokal des Turnverbandes der DDR.
Der Preis war beiden Flatows gewidmet, Alfred und Gustav Felix, und wurde für die beste Turnmannschaft der DDR vergeben.
Die Turner des SC Cottbus konnten ihn 1987 erstmals in Empfang nehmen.
(vgl. "200 Jahre Turnbewegung", Kap. V: Turnen in der DDR von Andreas Götze")

Fußballer Linus Beer bei der Rezitation des Gedichtes 'STEINE' von Silke Kast:
... Jeder ist ein Unikat.
Einmalig, einzigartig & verschieden.
Wie wir Menschen.
Jeder ist wertvoll & etwas besonderes.

Den Nachwuchsathleten der Flatow-Oberschule sind die Wettkämpfe im Kanurennsport, Rudern und Segeln um den  F l a t o w-C u p vorbehalten. Sie werden am Samstag, den 15. September, ab 9 Uhr auf der Regattastrecke in Berlin-Grünau ausgetragen.

Einen Flatow-Pokal der Turner gibt es leider nicht mehr, auch fehlten junge Turnerinnen oder Turner des Berliner Turnerbundes in den besinnlichen Minuten des Gedenkens an diese Berliner Olympia-Schicksale ...!
(c) GYMmedia INTERNATIONAL
Eckhard W. Herholz