11. August 2004
Olympiastadt Athen
Gerätturnen
Mittwoch: Podiumsdurchgang der Männer
Analog des Zeitplanes der ersten Qualifikationswettbewerbe der Männer, die am Samstag den Auftakt der olympischen Turnwettbewerbe bilden, fand am Mittwoch der offizielle Podiumsdurchgang in den drei Gruppen statt.
Ab 12.30 Uhr begann es mit Frankreich, Rumänien, Italien und Kanada, 16.30 Uhr folgten Russland, Spanien und die USA und in der Abendgruppe ab 20.30 Uhr standen erstmals Korea, Deutschland, Japan und Weltmeister China auf dem olympischen Podium der Wettkampfarena ....
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China - olympisches Traumteam 2000
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Die Favoriten zeichneten sich ab...
Obwohl man nach Betrachten aller 12 Mannschaften des bevorstehenden Olympischen Turniers der Männer keinen absoluten Goldaspiranten für den Mannschaftssieg ausmachen konnte - die Teams mit echten Medaillenabitionen zeichneten sich schon ab.
Es sind dies natürlich Weltmeister und Olympiasieger China, Japan in sehr guter, geschlossener Verfassung, die USA, Rumänien und die Ukraine. Obwohl für viele Beobachter hier in Athen der Geheimtipp für den Sieg - so richtig konnten die Chinesen zunächst nur an Pauschenpferd und am Sprungtisch überzeugen, aber noch waren ja längst nicht alle Karten beim Podiumsdurchgang aufgedeckt...
Die Team-Finalaspiranten...
Vielleicht kann man dann die Mannschaften Russlands, Koreas und Frankreichs in eine zweite Leistungsgruppe einordnen, also jene Mannschaften, die echte Aussichten auf das Erreichen der Finalrunde der besten Acht hätten... aber da könnten die Grenzen durchaus fließend sein, auch wenn man zunächst in einem dritten Teamprofil Deutschland, Kanada, Italien und Spanien einordnet...
Die Auffassungen, wie man bei Olympia den Podiumsdurchgang nutzt, waren durchaus unterschiedlich:
Für die Topteams war es wie ein echter Wettkampf, manche - wie die Deutschen - checkten vor allem an Sprung und Barren nochmals die Zeitabläufe inklusive Einturnen - Wettkampf - Gerätoptimierung ab - andere Länder testeten auch nur die Geräteverhältnisse und verzichteten auf komplette Übungsdurchgänge...
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Andergassen, Hirsch in der Olympic Hall
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DTB-Riege hinterließ 'abgeklärten' Eindruck
Resüme? des deutschen Cheftrainers Andreas Hirsch am späten Mittwochabend:
'Ja, auch Außenstehende bescheinigten unserer Truppe einen ziemlich abgeklärten Eindruck. Ich bin mit allem, was hier lief ziemlich zufrieden. Wenn wir annähernd das zum Wettkampf wiederholen, entspricht das schon meinen Vorstellungen, abzüglich der noch kleineren Wackler, am Boden vielleicht und zuzüglich der Verbesserung der Stände...
Ich bleibe dabei: Unser Ziel, doch noch den achten Platz, also das Erreichen des olympischen Mannschaftsfinals zu schaffen, das haben ich und unsere Jungs nicht aufgegeben. Alles hängt aber dann sehr von der tatsächlichen Tagesform ab.!
Deutsche Jungs turnen voll für Ronny Ziesmer!
Auf diesem Wege: Ein herzlicher Gruß an Ronny Ziesmer im Berliner Krankenbett: Die ganze Mannschaft versteht hier ihren Auftritt ganz im Sinne seines Auftrages und turnt voll für ihn!'
Am Donnerstag steht für das DTB-Team ein Vormittagstraining in der direkt in der Nähe des olympischen Dorfes befindlichen Einturnhalle auf dem Programm, die natürlich vom Ausstatter auch mit den Original-Olympiageräten (ohne Podium) bestückt ist. Inhaltlich werden nun die kompletten Übungen weggelassen und man konzentriert sich auf Feinschliff und die Optimierung der Abgänge und Stände.
... einige inhaltlichen Beobachtungen:
>> Am Boden war erneut der Nordkoreaner Ri, Jong Song der Knaller mit seiner absoluten Weltneuheit eines Dreifach-Tsukaharas (!!), und nicht nur das: Am Ende (!) seiner Übung stand er dann noch Doppelsalto rw. gestreckt mit Doppelschraube!! Hoffentlich vergisst er dann im Wettkampf nicht, so wie heute, das geforderte Bodenteil; das brächte ihm sonst 2 Zehntel Abzug.
>> Am Pauschenpferd zeigten schon die Rumänen in der ersten Gruppe die geschlossenste Teamleistung, der dann China und Japan brilliante Übungen folgen ließen, so gut wie keine Stabilitätsfehler ...
>> An den Ringen sind ausgerechnet die beiden Favoriten, die sich tags zuvor noch ein wenig aus dem Weg zugehen versuchten, in eine Gruppe ausgelost: Jordan Jowtschew und der Grieche Dimosthenes Tambakos, aber hier ist das Feld exzellenter Könner natürlich noch größer. So beeindruckten besonders Jason Gatson (USA), auch Roman Zozulia (UKR) sowie die jungen russischen Olympia-Neulinge.
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... Dragulescu (ROM) (Archivfoto)
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>> Am 'PEGASES'-Sprungtisch, der hier in Athen seine Olympiapremiere erlebt, gefielen vor allem die Rumänen (Dragulescu) und die Koreaner mit den schwierigsten Sprüngen, auch die Chinesen, die alle den Überschlag, Salto vw. gestr. mit zweieinhalb Schrauben anboten!
Selbst die deutschen Turner überraschten hier mit durchaus ansprechenden Leistungen (Matthias Fahrig).
>> Der Barren scheint nach wie vor fest in asiatischer Hand zu sein. Was hier die Japaner vor allem an Schwierigkeiten, Eleganz und mit höchster Stabilität anzubieten verstanden, ist einsame Spitze...!
>> Am Reck freut sich sicher das griechische Publikum sehr auf den kleinen zierlichen Ex-Weltmeister Vlasios Maras, der vielleicht sogar mehr als nur Finalchancen hat.
Und wieder waren es die beeindruckenden Japaner: Alle turnen drei Kovacs-Salti in ihren Übungen, gehockt, gestreckt, mit Drehung, ... und alle beendeten ihre Übungen als Standart mit Doppelsalto plus Doppelschraube...
Die kommenden olympischen Wettbewerbe lassen Kunstturnen auf höchstem ästhetischen Niveau erwarten!
Eckhard Herholz,
nach Berichten von Dieter Hofmann, Wolfgang Willam, Andreas Hirsch u. Korrespondenten vor Ort in Athen