21. Juli 2018  
Baiersbronn, GER  
Gerätturnen

TurnTeam Deutschland gewann EM-Test vor Grossbritannien, Frankreich und der Schweiz

Wenige Tage vor Beginn der Turn-Europameisterschaften gewann im Schwarzwaldort Baiersbronn die deutsche Männerriege einen Vierländerkampf mit 251,700 Punkten vor den Teams aus Großbritannien (248,550), vor Frankreich (248,200) und vor den ersatzgeschwächten Schweizern (248,200). Da es auch zur Europameisterschaft im Zweijahreswechsel  keine Mehrkampfentscheidung geben wird, absolvierten bei diesem letzten EM-Test auch nur drei Turner den vollen Mehrkampf:
Als bester All-rounder erwies sich der Schweizer Henji MBOYO (83,100) vor dem Franzosen Julien GOBAUX (82,150) und vor Joe FRASER (77,350) aus Großbritannien. Knapp drei Wochen vor den kontinentalen Titelkämpfen waren die Leistungen aller vier Mannschaften noch geprägt von vielen Instabilitäten, die nun in den letzten Tagen vor dem ersten Jahreshöhepunkt in Glasgow, im Mittelpunkt der Arbeit an der Feinform der Übungen stehen müssen ...!
"Es war gut, dass wir diesen Wettkampf gegen unmittelbare Konkurrenten geturnt haben", erklärte DTB-Bundestrainer Andreas Hirsch. "Der Test sollte allen vier beteiligten Nationen helfen. Für mich bleiben die Briten auf der eigenen Insel Favorit", erklärte Hirsch.

Vierländerkampf - letzter EM-Test
(C) gymmedia/Axel Klisch



Der Wettkampfverlauf ...
* Das TURNTEAM Deutschland - begann an den Ringen sehr stabil und legte gleich die höchste Gerätewertung vor (42,900). Der Hallenser Nick Klessing - Junioren-Europameister an diesem Gerät, erzielte mit 14,600 Punkten die zweithöchste Wertung, nur noch übertroffen vom Briten Courtney TULLOCH, der mit 14,900 die Tageshöchstwertung dieses Länderkampfes markierte.

* Auch am Sprung überzeugte Nick KLESSING und steuerte mit 14,600 das beste Resultat zur Teamwertung bei. Der junge Ex-Chemnitzer, der seit einigen Jahren beim SV Halle und seit kurzem auch wieder bei Hubert Brylok trainiert, hatte schon die Woche zuvor beim internen Vorausscheid in Kienbaum überzeugt!  Das Sprunggerät ging aber insgesamt an die Schweiz (42,950), vor Deutschland und Großbritannien.

* Der Barren: Marcel NGUYEN (6.2) und Nils DUNKEL (5.9) erhielten für ihre Schwierigkeiten je 14,250 Punkte, waren die Besten ihrer Mannschaft, allerdings bestimmte hier der Brite Frank BAINES die Spitze und brillierte mit 14,650, trotz wesentlich geringerer Schwierigkeit, dafür mit der eleganteren Ausführung. Auch der Franzose Axel Augis (14,350), und die beiden Schweizer Taha Serhani und Henji Mboyo lagen noch vor den beiden Deutschen und legten die Grundlage für den zweiten Gerätesieg der Eidgenossen.

* Am Reck waren die Franzosen das einzige Team, das 3 Übungen mit je über 14 Punkte ins Protokoll brachte: Edgar Boulet markierte hier den Höchstwert (14,500). Marcel Nguyen verlor da mal kurz vor Ende fast den Griff mit einer Hand (!), rettete sich gerade noch ohne Sturz und fasste dann aber nur 12,900 Punkte ab. Auch ohne sein Spezialelement turnte Andreas Bretschneider seine Übung mehr als solide durch (5.9 = 14,450), stand ihm Andreas Toba kaum nach (14,250) und sicherte Nick Klessing Team-Platz 2 (41,900) hinter den Franzosen (42,550)  und vor den Schweizern (41,250) ab, denen sehr schmerzlich ihr Reckexperte Pablo Brägger fehlte, ebenso wie den Briten deren Nile Wilson ...!

Loris FRASCA - eleganter Franzose am Boden

* Der Boden erwies sich jedoch für die Briten als stärkstes Gerät: Mit Dominick Cunningham (14,400) und Frank Baines (14,350) brachten zwei Turner je eine 14'er- Wertung ins Protokoll, das gelang den anderen Mannschaften nur mit jeweils einem Turner: Für's Turnteam Deutschland war das Philipp Herder (14,100), der aber insgesamt keinen allzu überzeugenden Tag hatte. Für die Schweiz Henji Mboyo (14,050), der sich am Ende auch als der beste Mehrkämpfer erwies.

* Am Pauschenpferd überzeugte erwartungsgemäß der Olympiasieger von Rio, Max Whitlock, der allerdings nur an diesem Gerät zum Einsatz kam...:

... doch obwohl er die schwierigste Übung des Tages (6.3) turnte, blieb er mit 14,650 knapp hinter dem französischen Pferdkünstler Cyril Tommasone zurück (6.1 = 14,850).
So gewannen die Franzosen auch dieses Stützgerät vor Deutschland, die einen (kuriosen) Sturz von Andreas Bretschneider - über die "Bauchlage" auf dem Pferdende - kurz vor der Abgangsgestaltung (11,250) - verkraften mussten. Nils Dunkel kam dabei mit einer sehr schönen, dynamischen Übung auf 14,050 Punkte - die Mannschaft auf Platz zwei hinter den Franzosen.
... und auch > Andreas Toba wurde am Pauschenpferd gefeiert, in Erinnerung auch an seine Olympiaübung vor 2 Jahren in Rio, wo er trotz Verletzung im Dienste der Mannschaft antrat!

Kämpfer Andreas TOBA ist wieder da ...!

** F a z i t---: Insgesamt hatten alle vier Mannschaft (noch) nicht ihren besten Mannschaftstag, kamen doch alle mehr oder weniger aus voller Trainingsbelastung der Vorbereitungslager. Demzufolge besteht nun die Hauptaufgabe darin, die unterschiedlichen Instabilitäten in den nachfolgenden zwei intensiven Trainingswochen abzustellen. Eine Standort- und Leistungsbestimmung war's allemal - EM-Top-Niveau aber sicherlich noch nicht.
Und wen letztlich die einzelnen Verbände in das jeweilige EM-Quintett aufnehmen, wird man in den kommenden Tagen erfahren. Bereits am Montag will sich DTB-Bundestrainer Andreas Hirsch namentlich auf sein EM-Quintett festlegen.

Auf alle Fälle aber hat der 125-jährige Traditionsverein TV Baiersbronn und die ganze Region mit ihren engagierten Organisatoren einen dem Jubiläum, wie auch der bevorstehenden Europameisterschaft mehr als gerecht werdenden Wettkampfhöhepunkt geschaffen.
* gymmedia / -ehe-