Andreas Wecker: 50 Jahre alt! |
Seit über einem Jahrzehnt befindet sich der erste deutsche Turn-Olympiasieger des wiedervereinten Deutschlands, Andreas WECKER - der heute seinen 50. Geburtstag begeht - in einem völlig anderen Leben. Bei seinen dritten Olympischen Spielen holte er 1996 in Atlanta olympische Reckgold, nachdem er bereits fast ein Jahrzehnt lang in der Weltspitze für Furore gesorgt hatte: Schon mit 18 Jahren gewann er mit der letzten DDR-Riege in Seoul Mannschaftssilber, verstürzte eine olympische Bronzemedaille am Reck. Zur WM in Stuttgart 1989 unterlag er nach bis heute umstrittener Bewertung an den Ringen seinem bundesdeutschen Kontrahenten und späteren Freund Andreas Aguilar und wurde Vize-Weltmeister an den Ringen. Zu Hause in der gerade untergehenden "Noch-DDR" besaß er jedoch unglaubliche Sympathiewerte und wurde in der Jugendzeitung "Junge Welt" in einer Leserwertung als letzter "DDR-Sportler des Jahres" geadelt.
Die Goldene Olympische Stunde des Andreas WECKER: 1996 im Georgia Dome
Sein langjähriger Trainer beim SC Dynamo - später SC Berlin - Lutz LANDGRAF, der letzten November 70 wurde, sagt heute über seinen ehemaligen Schützling: "Andreas war eine außergewöhnliche Sportlerpersönlichkeit! Was ihn auszeichnete, war sein extrem hohes Anspruchsdenken. Der wusste immer, wann und wie man sich schinden muss, um selbst höchste Ziele zu erreichen. Das waren Eigenschaften, die man heutzutage bei so manchem Athleten vermisst. Vielleicht ist er im Zeitraum vor seinen vierten Olympischen Spielen 2000 in Sydney und danach eben gerade daran gescheitert: Unbedingt als erster Turner zum 4. Male bei Olympia dabei zu sein, obwohl dem Dreißgjährigen damals vielleicht schon das absolute höchste internationale Level dazu fehlte. Aber unabhängig davon, was danach folgte: Es war auch für mich als Trainer ein Glück, einen solchen Ausnahmeathleten trainieren zu dürfen! Und ich freue mich heute darüber, dass er nun in seinem privaten Leben wieder sein persönliches Glück gefunden zu haben scheint!"
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Unvergessen bleiben auch Andreas Weckers legendären Kämpfe um den inoffiziellen Titel des "Herrn der Ringe", die er in den frühen Neunzigern mit Italiens Turn-Legende Juri Chechi ausfocht ...:
Legendäre Kraft-Duelle der "Herren der Ringe" : WECKER (GER) vs. CHECHI (ITA)
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Was den aus Stassfurt stammenden späteren Wahl-Berliner noch auszeichnete, waren seine außergewöhnlichen Wettkampfqualitäten, mit einer nahezu verblüffenden Konzentrationsfähigkeit: Er gab Interviews sogar bis Sekunden vor dem Geräteeinsatz, etwa mit den Worten: " ... so, nun is' aber gut. Jetzt muss ich ans Gerät. Während der Übung gebe ich nämlich keine Interviews mehr!" Damit ließ er mal ein allzu eifriges TV-Kamerateam stehen, pustete seine Backen auf, und war sekundenschnell konzentriert bis in die letzte Haarspitze!! Und bei einem seiner nachfolgen Siege bei einer EM, als er auf's Wettkampfpodium stieg, drehte er sich noch einmal um und soll zu seinem Chefcoach gesagt haben: "So, Herr Hoffmann, jetzt lasse ich 'mal 'ne Kuh fliegen!" - und verließ das Podium mit dem EM-Titel!
Im Zeitraum 1988 - 1998 wurde er auch 3x Deutscher Mehrkampfmeister und holte weitere 10 nationale Gerätetitel.
Wecker, Turnfest 2005, Berlin: ... kam mit Ex-DTB-Chef Brechtken nicht 'unter einen Hut'! |
Nach dem Jahrtausendwechsel folgten Jahre der individuellen Suche nach dem Lebenssinn ... auch mit dem Deutschen Turner-Bund gelang ihm bis Mitte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend, bei bester Absicht, keine Einigung, als er z. B.mit seinem Konzept scheiterte, die Nachwuchsentwicklung des modernen Kunstturnens im Lande zu beleben.
(* siehe auch: Wecker auf der Suche:
► Verwirrende Schlagzeilen der Jahre 2005/06)
Die Interpretation all' seiner zahlreichen Irrungen und Wirrungen sollte man am besten ihm nun selbst überlassen, denn ...:
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Nachdem Andreas Wecker 2007 Deutschland verlassen und seither auch nicht wieder besucht hat, gesundheitliche Probleme erfolgreich überwand, hat er nun nicht nur im US-Staat Oregon eine neue Heimat gefunden, sondern sich auch ein neues Leben aufgebaut: Erfolgreich vermarktet er dort mit patent-geschützter Technik ("Andreas Seed Oils") die Produktion gesunder Naturprodukte. Trotz Trennung von seiner letzten Lebenspartnerin Antje, mit der er Deutschland einst in Richtung USA verlassen hatte um ein neues Leben aufzubauen, scheinen nun etwas Ruhe und Zufriedenheit das Leben des Andreas Wecker auszumachen.
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In die deutsche und internationale Turngeschichte hat sich dieser Ausnahmeathlet jedenfalls bleibend als ein begnadeter und erfolgreicher Bewegungskünstler eingebracht.
Wenn er zwischenzeitlich dies auch selbst vor sich temporär in Frage gestellt hatte - dies sieht der heute erfolgreiche Geschäftsmann wohl wieder ebenso:
Nach Fabian Hambüchens Reck-Olympiasieg 2016 in Rio war Andreas Wecker jedenfalls der Erste, der minutenschnell über GYMmedia seinem Nachfolger zu olympischem Reck-Gold gratulierte!
Er soll nun sogar, zur Stabilisierung von individueller Gesundheit, Leistungsfähigkeit und persönlicher Lebensfreude wieder selbst in der Turnschule einer Ex-US-Nationalturnerin an die Geräte gehen! Gut so - wir wünschen ihm auch dabei das Beste!
(C) gymmedia / Eckhard Herholz