01. Oktober 2025  
München, 30.09.1990  
Gerätturnen

*DEUTSCHE SPORTEINHEIT: Turner waren das erste wiedervereinte Sportteam nach der Wende

"KUNSTTURNMASTERS München 1990"


Auch 35 Jahre nach dem Vollzug der Deutschen Einheit am 03. Oktober 1990, erinnern wir gern daran, dass zum ersten Mal in der Geschichte ein wiedervereintes deutsches Sportteam öffentlich auftrat: Und das waren die Turner: Vier Top-Athleten Ost und drei Turner West in einer gemeinsamen Länderkampfriege in der Münchener Olympiahalle, beim sogenannten "KUNSTTURNMASTERS 1990", einem Dreiländerkampf gegen Olympiasieger und Weltmeister der noch existierenden UdSSR und gegen die USA ... ( Die Vor-Turner  (OTZ; 28-09-2020))
♦ ... ein historischer Wettkampf!


Unter der Schirmherrschaft des damaligen BRD-Innenministers Wolfgang Schäuble standen zum ersten Mal nach zuletzt 26 Jahren - als 1964 in Tokio unter den Klängen von Beethovens "Freude schöner Götterfunken" deutsche Turner in einer Riege in die olympische Arena zogen - nun deutsche Athleten unter denselben Klängern wieder in einer gemeinsamen Mannschaft. Zumindest optisch "In Eintracht" standen da erstmals "neben"einander die Trainer Dieter Hofmann (DDR) und Franz Heinlein (BRD), sowie die Turner-Ost Oliver Walther, der letzte DDR-"Sportler des Jahres" und Ex-Berliner Andreas WECKER, der in diesem Jahr als 5. deutscher Turner in die "Gymnastics Hall of Fame" aufgenommen wurde, Ralf Büchner und der aktuelle deutsche Nationaltrainer Jens Milbradt sowie auf damals "noch-bundesdeutscher Seite" Mike Beckmann, und der leider schon Anfang 2014 viel zu früh verstorbene bayerische Ex-Nationalturner Rainer Lindner und Ralph-Ingo Kern  ...

Die erste wiedervereinte Sportmannschaft der Deutschen Einheit
30. September 1990: Olympiahalle München
'Kunstturnmasters 1990: Dreiländerkampf gegen UdSSR und USA

Der damalige Innenminister der BRD, Wolfgang Schäuble, eröffnete als Schirmherr den Wettkampf

Symbol- und einträchtig standen sie nun da nun in einer Linie, wie selbstverständlich und waren doch eben noch so weit voneinander entfernt gewesen, wie Sri Lanka vom Eiffelturm ... !
Sportlern, denen systembedingt - zumindest ostseitig - der Umgang mit dem einstigen Klassengegner von Klein an aberzogen war, private Kontakte untersagt blieben, bei Strafe von Konsequenzen, war nun normaler, menschlicher Umgang möglich ...
Längst noch nicht hatten damals alle jungen Männer die historische Tragweite dieses Wettkampfes begriffen.

<< Ralf BÜCHNER (* heute 58, damals noch ASK "Vorwärts" Potsdam), der im Folgejahr 1991 dann erster gesamtdeutscher Turn-Weltmeister (Reck, Indianapolis) werden sollte und als einer der ersten Ex-DDR-Turner zusammen mit seinem Trainer Reinhardt Rückriem einen Vereinswechsel zum Turnklubb Hannover vollzog: ": .. Mann, wir waren gerade mal knapp über Zwanzig, damals! So richtig haben wir das Historische erst später geschnallt! Was aber den Umgang unter uns Sportlern anging, da gab es von Anfang an keinerlei Probleme!"
.

 

Ralph-Ingo KERN, mehrfacher Deutscher Meister, heute Dr. med., niedergelassener Orthopäde und Mannschaftsarzt bei den Fußballprofis der TSG 1899 Hoffenheim (2016)

Klar, da sollte schon ein Mann aus diesem sportlichen Erfolgssystem die Chef-Trainerposition übernehmen. Zur Disposition standen der Ex-DDR-Auswahlcoach Dieter Hofmann (- 2020 als eines der Coronaopfer verstorben!) , der Berliner Wecker-Trainer Lutz Landgraf, der Cottbuser Cheftrainer Bernd Heide sowie die beiden Hallenser Uwe Ronneburg und Klaus Milbradt.
An ersterem schieden sich die Geister: Einerseits waren den DTB-Vertretern die strategischen und fachlichen Qualitäten eines weltweit anerkannten Trainers Dieter Hofmann wohl bekannt, zu dem auch seine DDR-Athleten ein gutes, sauberes Verhältnis hatten.
Andererseits fürchteten sie aber die Angriffe der bundesdeutschen Presse gegen diesen Mann, dessen öffentlich artikulierten politischen Bekenntnisse zu seinem nun im Untergang begriffenen Staat im Fokus der Medien standen; und auch die bundesdeutschen Athleten sehnten sich absolut nicht nach einer "Führungsfigur", wie sie damals Dieter Hofmann aus ihrer Sicht verkörperte....!

Dieser 30. September 1990 war auch mein erster Arbeitstag als TV-Reporter beim ZDF. Tags zuvor noch und 40 Lebensjahre lang davor, war ich Teil einer anderen Wertewelt, eines anderen Systems von Normen, Denk- und Verhaltensweisen, saß 10 Monate davor noch am Live-Mikrofon des DDR-Fernsehens bei der Stuttgarter Turn-WM 1989 und zuvor bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und erlebte dort eine silberne deutsche u. a. Weltspitzen-Riege ...!
Als Absolvent einer dereinst anerkannt und führenden Sporthochschule der Welt, der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig (DHfK), die in diesem Monat (22. Oktober) gewissermaßen "posthum" ihr erinnernswertes 75. Jubiläum begehen wird, doch deren rigorose Abwicklung statt strukturellem Umbaus ich bis heute nicht nachvollziehen kann - einer der schweren Fehler der Deutschen Einheit! - gehörte ich später, als Journalist des "Deutschen Fernsehfunks" (DFF), zum Bestand des sogenannten "ersten Mediums der Partei", wie das damals im DDR-Jargon hieß. Und so hatte man schließlich auch die Schere im Kopf, wusste genau, was verbal oder bildlich ging oder nicht ging, bzw. "nicht zu gehen hatte...!!

Die USA-Mannschaft 1990 (- zur WM 1989 in Stutttgart Rang 8): mit
* Scott Keswick, Mark Warburton, Trent Dimas, Chris Waller, Bill Roth und Chainey Umphrey ...