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Sven Tippelt - ein Ex-Internationaler feiert runden Geburtstag |
Es vergeht momentan kein internationaler Top-Wettkampf, bei dem nicht der Name "Tippelt" fällt, und zwar bei der Beschreibung eines noch immer spektakulären, weil weiträumigen Flugelementes in der Holmengasse am Barren: ein Rückgrätschen (Konterbewegung) nach langem Schwung in den Grätschwinkelstütz als "Tippelt" oder "Tippelt-Grätsche" als nunmehr gängiger Konventionalausdruck der Turnersprache.
Heute begeht der Erfinder dieses Kunststückes, der Ex-Leipziger DHfK-Athlet Sven TIPPELT in Leopoldshöhe seinen 60. Geburtstag und hat soeben als Gast der Europameisterschaft in Leipzig - gewissermaßen in seiner Spur - den frischgebackenen neuen deutschen Barren-Europameister Nils DUNKEL erleben dürfen.
Doch auch er war zu seiner Zeit einer der weltbesten Holmenkünstler, wie seine unvergessene olympische Finalübung am Barren 1988 in Seoul auch heute noch beeindruckend beweist:
* Die "Tippelt-Grätsche" in der 1988 in Seoul mit Olympiabronze bewerteten Übung.
(Das Element (zu Beginn der Übung) hatte Sven Tippelt bei den Good Will Games 1986 offiziel vorgestellt und anerkannt bekommen.
- die Red.)
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Sven Tippelt (li.), Trainer Hofmann, Sylvio Kroll 1988 im Olympischen Silberteam |
<< In Seoul 1988 holte Sven Tippelt neben Barren- und Ringe-Bronze auch noch Teamsilber mit der letzten DDR-Olympiariege der Geschichte.
Und er blieb weiter dran und erlebte 1992 seine zweiten Olympischen Spiele in Barcelona im ersten gesamtdeutschen Olympiateam wieder, nach der Wiedervereinigung.
Zuvor nahm Sven - Sohn des Leipziger WM-Teilnehmers von 1962 und Bodenspezialist in den sechziger Jahren, Frank Tippelt, zwischen 1985 und 1989 an drei Weltmeisterschaften Teil gewann vier Medaillen, schrammte bei 3 Finalteilnahmen an den Ringen 3x an Medaillen knapp vorbei (4./5./6.), und holte zuletzt in Stuttgart 1989 den WM-Vize-Mannschaftstitel für die sich gerade "in die Geschichte verabshhiedenden DDR".
Sven TIPPELT stammt aus einer turnbegeisterten Familiendynastie: Vater Frank Tippelt war 3-facher Deutscher Meister der DDR, stand in den sechziger Jahre in der Landesauswahl, so auch als WM-Teilnehmer 1962 in Prag. Mutter Heidemarie war auch aktive Geräteturnerin und Schwester Anja ebenfalls Mitglied der DDR-Auswahl.
Mit 1,55 cm Körperhöhe von Wuchs war er zumindest 3 Zentimeter größer als sein Vater Frank, damit aber prädestiniert für akrobatisches Turnen. Günstige Hebelverhältnisse und die für bestimmte Übungen vorteilhafte geringe Körpergröße erlaubten ihm zahlreiche Schwierigkeiten auf höchstem technischen Spitzenniveau zu turnen und machten ihn in Sachen Vielseitigkeit zu einem ausgezeichneten All-Rounder, was seine 4 nationalen Mehrkampftitel unterstreichen - 1989 als der letzte Mehrkampfchampion der DDR sogar mit historischem Anstrich! Dazu kamen 9 weitere Deutsche Meistertitel an fünf der sechs Geräte (außer Sprung).
Nach der politischen Wende zog er ins lippische Land, wo er eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten machte. Von da aus turnte er noch einige Jahre für "Toyota Köln" in der Bundesligas, später bis 2003 für "TuS Leopoldshöhe", ließ sich dort auch mit seiner Familie (zwei Kinder) nieder und ließ sich für eine zweite Olympiateilnahme "überreden", wo er 1992 mit der ersten gesamtdeutschen Riege, die durchweg aus Ex-DDR-Spitzenturnern bestand und die dort Platz vier in Barcelona erzielte.
2008 trat der diplomierte Spitzensportexperte die Nachfolge seines Leipziger Trainers Peter Scholz als Landestrainer beim Niedersächsischen Turnerbund (NTB) an. Doch nach zwei Jahren gab er Ende 2010 trotz erfolgreicher Arbeit dieses Amt enttäuscht wieder auf, "...weil am Ende meine eigenen Zielvorstellungen und Ansprüche an ein effizientes Kunstturntraining nicht mit den Tatsächlichkeiten des Umfeldes übereinstimmten", - so begründete damals der als Maximalist bekannte ehemalige Weltklasseturner seinen Schritt.
Seither kehrte er in seinen erlernten Beruf als Physiotherapeut zurück.
Am vergangenen Wochenende 2025 sah man ihn als einen der Ex-Athleten bei einem "Ehemaligentreffen" am Rande des EM- undTurnfestgeschehens, wo er sich sehr über den EM-Barrentitel des Hallensers Nild Dunkel freute.
(c) gymmedia / Eckhard W. Herholz
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