28. August 2022  
Potsdam, GER  
Gerätturnen

Vergangenheit und Zukunft: Themen beim Potsdamer Traditionstreffen 2022

<< Seit 1994 schon organisierte der Olympionike Dr. Günter BEIER aus dem bronzenen DDR-Turnteam von 1968 (Mexiko-City)  im 4-jährigen Rhythmus der Olympiaden die legendären Potsdamer Traditionstreffen. Denn immerhin ist der mit der DDR untergegangene "ArmeeSportKlub 'Vorwärts' Potsdam" als einer der erfolgreichsten deutschen Männerturnklubs auch in die Turnweltgeschichte eingegangen.
<< Neben ihm auf dem Foto steht Wolfgang KLOTZ - ebenfalls ein Potsdamer Olympiabronzemedaillengewinner aus der DDR-Mannschaft München 1972, der soeben mit frischen Emotionen von der Turn-EM zurückkehrte, wo er in eben der Halle seines Erfolges u. a. Medaillen an die aktuellen Athleten übergeben konnte und wo sich die ehemals politisch-getrennte deutsche Turnerschaft zu einem "Münchener Nostalgietreffen Ex-Ost-West" zusammenfand.
Nun trafen sich an diesem Wochenende über 50 ehemalige ASK-Turner, Trainer und Anhänger dieser Potsdamer Turngeschichte wieder - gewissermaßen außer der Reihe am Templiner See, denn nun hatte die jüngere Generation zu einem Zwischentreffen aufgerufen - sehr zur Freude der älteren Generation. Zumindest, was die Traditionspflege der Erinnerungen an glorreiche Zeiten angeht, scheint sich hier eine erfolgreiche Stabübergabe zu vollziehen ...:

Sven Ullrich, Jörg Behrend, Andreas Feigel in der neuen Turnhalle


Und natürlich schaute man sich auch diese nagelneue Turnhalle an, die gleich gegenüber vom alten Standort als Universitäts-Turnhalle erbaut wurde ... alles vom Allerfeinsten!
Über 12 Millionen Euro soll die gekostet haben!
" ... aber ich sehe da so gut wie keine Magnesiaspuren an den Reckstangen oder Barrenholmen, wer turnt denn da an den Topgeräten?" fragten sich die Besucher. "Weltspitzenbedingungen, gut - aber gibt's hier auch wieder mal Potsdamer Weltspitzenambitionen...?"

Auf diese Frage wussten selbst die Ansässigen keine schlüssige Antwort. Die Halle sollen natürlich auch Vereine nutzen können, „vor allem die Turnabteilungen des SC Potsdam und des USV“, hieß es von der Universität zur Eröffnung.
Die Halle ist ja vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur finanziert und für den Hochschulsport, für die studentische Ausbildung errichtet, aber momentan ist die Sportpraxis des SC Potsdam und des Universitätssportvereins (USV) noch in heftiger Diskussion um effizientere Nutzungsmöglichkeiten und weitere Formen der Mitnutzung!

Der Märkische TurnerBund betreibt zwar ein Landesleistungszentrum für Turnen männlich und weiblich, aber wer es z. B. nach der 3. Klasse nicht per Eignungsdelegierung zum Sportclub Cottbus schafft, für den gibt es keine gesicherte Möglichkeit, seiner Leidenschaftauch weiterhin die Treue zu halten. "... und der Andrang in unsere Turnvereine ist momentan riesig!" - so die verantwortlichen Übungsleiter. Gespräche über Kooperation bezüglich intensiverer und optimaler Hallennutzung steht zwar aktuell an, Lösungen sind hoffentlich in Aussicht!

* Potsdamer Turn-Exponenten ...:


♦ Allein auf diesem Foto mit Ex-Trainer Reinhard RÜCKRIEM (2.v.li.), der selbst 1978 WM-Bronze gewann, sind fast alle diese namhaften Turner auch durch seine Hände gegangen:
* von rechts : Olympiasieger Holger BEHRENDT (Seoul 1988), Ex-Reckweltmeister Ralf BÜCHNER (1991), Tobias BILLERT (aktueller Physiotherapeut der erfolgreichen Junioren), Ex-Bundesligaturner Roland MAHNKE, Ex-Nationalturner Andreas FEIGEL und - links außen: Ex-Sprung-Weltmeister Jörg BEHREND (1989),

Potsdams Turn-Olympiasieger von 1988 (Seoul) Holger BEHRENDT, seines Zeichens ein sehr erfolgreicher Nachwuchstrainer und Talentecoach in den Leistungszentren Berlin und Cottbus, ist wieder in seine alte Heimat nach Sachsen-Anhalt zurückgekehrt. Eine solche Personalverstärkung und klare Strukturen, die auch wieder in Richtung anspruchsvoller Turnziele gingen, würden nämlich auch hier in seiner ehemaligen Ex-Kaderschmiede sehr gut zum Weltpitzen-Ambiente dieser neuen Halle passen.
Schließlich besitzt Potsdam den glanzvollen Ruhm eines der kreativsten und erfolgreichsten Zentren des deutschen Männerkunstturnens, dessen Bedeutung aber nicht bloß Gegenstand der Erinnerung nostalgischer Traditionstreffen bleiben sollte. So sollte es doch auch bei jenen Potsdamer EX-Turnern eine Überlegung sein, die mal die Leistungsexponenten ihrer Sportart waren, ob sie sich mit ihrer immensen Erfahrung nicht auch wieder in die ehrenamtliche Wiederbelebung alter Spuren einbringen könnten ...?!
Den jüngsten Turnnachwuchs würde es freuen!!
(c) gymmedia / Eckhard Herholz

** Übrigens:


  Irgendwie legt man im Brandenburgischen sehr viel Wert auf Pflege von Turntraditionen: So begutachteten bereits
    2013 die Olympiariegen 1960/64 die einstige DDR-Turn-Kaderschmiede